Bildungsstoff ‚Bauernkrieg‘?
Einst haben die Schulbücher - neben der Lehrkraft - einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung von Geschichte geleistet. Im Wilhelminismus sollen sie die Schülerinnen und Schüler sogar mittels Geschichte ganz im Sinne des Staates erziehen.
Die einflussreichsten Bildmedien im Unterricht dagegen sind lange Zeit die Schulwandbilder. Als didaktische Medien enthalten sie stets eine Darstellungsabsicht. Die künstlerisch gestalteten Abbildungen erzählen in nur einem Bild (‚Bauernkriegs‘-)Geschichte(n) und prägen so über Jahrzehnte das Geschichtsbewusstsein ganzer Generationen, auch ideologisch. Heutzutage haben zahlreiche geschichtskulturelle Angebote die historische Deutungshoheit in der Öffentlichkeit übernommen, vor allem private Formate in den sozialen Medien.
Der ‚Bauernkrieg‘ in Schulbüchern des wilhelminischen Kaiserreichs, der in der Regel im Kapitel zur Reformation verortet wird, entspricht ganz dem obrigkeitsstaatlichen Denken.
Während die Schulbuchautoren noch Verständnis für die Forderungen der Bauern haben, ändert sich dieses Bild aber rasch, wenn sie die Gräueltaten der Bauernhaufen unter Führung wie Götz von Berlichingen und Florian Geyer in Franken oder Thomas Müntzer in Thüringen behandeln. Wortgewaltig, mit wertenden Adjektiven und Verben schildern sie sehr bildhaft jene Personen, wobei Müntzer das Urteil am härtesten trifft: Umschrieben wird er mit Worten wie „schwärmerisch“, „blutgierig“ oder man betitelt ihn gar als „Kommunisten“.
Einig sind sich die Autoren auch, was das Ende der Aufstände angeht, das in allen Schulbüchern ähnlich beschrieben wird: Die Bauern scheitern und müssen nun den Zorn der Fürsten über sich ergehen lassen. Jener Zorn und die daraus resultierenden Grausamkeiten sind ebenfalls auffällig detailliert beschrieben. Hinzu kommt die fast schon warnende Botschaft am Ende der Beiträge: Den Bauern ergeht es nach den Aufständen über Jahrhunderte schlechter als je zuvor.
Die Inhalte der Schulbücher verwundern nicht, denn unter Wilhelm II. treten in den Jahren 1890 und 1900 Bildungsreformen in Kraft, in denen der Sozialismus und die Sozialdemokratie als Feindbilder der Bildungspolitik festgeschrieben werden. Der ‚Bauernkrieg‘ ist davon auch betroffen, denn Autoren wie Friedrich Engels beschäftigen sich mit dem Thema und binden etwa Thomas Müntzer in ihre politischen Überlegungen mit ein. Zudem ist der ‚Bauernkrieg‘ mit seinem Ruf der Bauern nach Freiheit und seinem Aufbegehren gegen die adelige Obrigkeit auch ein heikles Thema im Kaiserreich. Martin Luther heben die Schulbücher dagegen positiv hervor; im vom protestantischen Preußen geführten Kaiserreich ist dies allerdings nicht sehr verwunderlich.
Die Nationalsozialisten vereinnahmen dann den ‚Bauernkrieg‘ für ihre „Blut- und Boden“-Ideologie. So hätten die Bauern 1525 etwa das alte Recht gegenüber dem „artfremden“ römischen Recht schützen wollen. Durch ihren angeblichen Einsatz für „Recht und Reich“ gerät der ‚Bauernkrieg‘ zu einem rassischen Konflikt.
Im Bild von 1936 rüsten sich die als wehrhaft dargestellten Bauern für den bevorstehenden Kampf. Manche tragen typisch bäuerliche Waffen wie umgebaute Sensen oder Heugabeln. Andere bedienen Kanonen und tragen Schwerter. Alle befinden sich hinter einer sog. Wagenburg aus Steinen, Kanonen und Karren. Insgesamt dominieren die Bauern das Bild.
Die Gegner sind dagegen nur klein zu sehen: Feldknechte halten mit ihren Langspießen auf die Wagenburg zu, Ritter stürmen in ihren glänzenden Rüstungen im Galopp heran, das Pferd des Anführers bäumt sich auf. Alle Personen befinden sich in Bewegung, was dem Bild eine Dynamik verleiht: Im Bildhintergrund rechts scheint der Kampf bereits im Gange zu sein.
Auf dem Schulwandbild von 1938 vereinnahmen die Nationalsozialisten den Volkshelden Florian Geyer für ihre Ideologie.
Allerdings ist es bei diesem Bild die Bildunterschrift, die das Schulwandbild in den NS-Kontext rückt. Geyer selbst setzt sich nun für „Freiheit, Recht und Reich“ ein. Otto Hellmuth, Gauleiter Mainfrankens, wies Adolf Hitler gar als Geyers Nachfolger aus, der dessen Kampf für das Reich wieder aufgenommen habe.
Geyer – in Harnisch und mit Helm im rechten Arm – steht einem kostbar gekleideten Herrn gegenüber, dessen goldene Kette mit Medaille ihn wohl als Bürgermeister ausweist. Dies beruht auf der falschen Annahme, Bürgermeisterketten hätte es bereits seit dem Mittelalter gegeben. Mit seiner linken Hand weist Geyer wohl auf die Forderungen der Bauern und zugleich auf die Festung Marienberg, ein Hinweis auf deren bevorstehende Belagerung. Möglicherweise spielt die Szene auf die Ereignisse um den 8. Mai 1525 an, als Florian Geyer und Hauptleute des Neckartal-Odenwälder Haufens die Beratungen des Stadtrats im Grafeneckart unterbrachen und die Ratsherren samt Bürgermeister unter Androhung von Gewalt und der Zerstörung der Weinberge aufforderten, die Bauern zu unterstützen. Die Szene unter freiem Himmel mit Blick auf die Festung Marienberg und die Alte Mainbrücke verortet das Geschehen eindeutig nach Würzburg.
Zur Legitimierung der DDR steht der ‚Bauernkrieg‘ laut Staatsideologie am Anfang einer „revolutionären Traditionslinie“. Der neue Staat glorifiziert den Prediger Thomas Müntzer als Führer der „frühbürgerlichen Revolution“.
Der „Volk und Wissen volkseigener Verlag Berlin“, der dieses Schulwandbild 1960 veröffentlicht, ist auch Herausgeber nahezu aller Schulbücher in der DDR. Durchgängig wird darin die Ideologie der SED vertreten, wie sie auch in diesem Bild erkennbar ist: Im Mittelpunkt steht Thomas Müntzer, der vor Bäuerinnen und Bauern predigt.
Betrachtet man das Schulwandbild genauer, so ist die Szenerie auf freiem Feld angesiedelt, das Licht ist fahl, Schleierwolken überziehen den Himmel. Trotz dieser Lichtverhältnisse sind die Gesichter aller umstehenden Personen beleuchtet. Da keine Sonne zu sehen ist, scheint dieses Licht von Müntzer selbst auszugehen und symbolisiert möglicherweise den Inhalt seiner Predigt; die Bäuerinnen und Bauern werden also im doppelten Sinn erleuchtet. Auch Müntzers Gesicht ist in Licht getaucht. Die Szene vermittelt aufgrund der Maltechnik Andacht und Ruhe, sie scheint sogar der Welt entrückt. Das Schulwandbild entspricht somit der Mythisierung Müntzers in der DDR und mag die Schülerinnen und Schüler einst in den Bann gezogen haben. Auffallend hingegen ist der ikonografische Bezug zur Bergpredigt, der der Einstellung der DDR zur Religion eigentlich entgegenstand.
Zu den privaten Bildungsangeboten gehört simpleclub, eine deutschsprachige Online-Lernplattform für junge Menschen. Animationen und Sprache sind auf die Zielgruppe ausgerichtet. Die drei Videos zum ‚Bauernkrieg‘ orientieren sich thematisch stark an traditionellen Schulbuchinhalten, es mangelt jedoch oft an didaktisiertem Material. Aufgrund ihrer Länge von nur drei bis vier Minuten arbeiten die Videos mit Auslassungen und unzulässigen Verkürzungen der historischen Bauernkriegsforschung.
Die Aufstände werden im Video zwar als legitim beschrieben. Allerdings wirken die comichaft dargestellten Bauern in ihrer zerrissenen Kleidung unzivilisiert und dumm – im Gegensatz zur Obrigkeit. Hierdurch zeichnet das Video ein verzerrtes und einfaches Bild von der Bauernschaft.
Auch der Umgang mit Quellen ist bei simpleclub unzureichend. Sie dienen oft nur der visuellen Untermalung. So haben beide Abbildungen nichts mit dem ‚Bauernkrieg‘ zu tun: Das linke Bild entstammt dem Erstdruck von Giovanni Boccaccios „De claris mulieribus“, erschienen bei Johann Zainer in Ulm 1473. Das andere trägt den Titel „Doctor Schnabel von Rom, Kleidung wider den Tod zu Rom“, das Paul Fürst 1656 in Nürnberg herausbringt. Die Angaben zu beiden Quellen jedoch fehlen, denn simpleclub verzichtet darauf, Quellen und Literatur zu nennen, was eine kritische Überprüfung der Inhalte erschwert oder verhindert. Auf Nachfrage konnte uns die Redaktion weder Quellen noch die Literatur nennen, auf denen die Videos basieren.
Auch der Quellencharakter wird in den Videos kaum hervorgehoben: Die Originaltitel historischer Schriften etwa werden oft angepasst oder ganz weggelassen. Stattdessen werden Quellen durch vereinfachte Animationen verbildlicht, die keine klare Trennung zwischen Quelle und Darstellung ermöglichen.
Die inhaltlichen Lücken und methodischen Schwächen sind aus geschichtsdidaktischer Sicht, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Zielgruppe, sehr problematisch.
Film und Fernsehn
Im geteilten Deutschland findet der ‚Bauernkrieg‘ auch Eingang in die Filmbrache. Doch während die DEFA den ‚Bauernkrieg‘ und Thomas Müntzer ganz im Sinne der SED in mehreren Produktionen auf Celluloid bringt, findet die Thematik in der Bundesrepublik wenig Anklang im Mainstream. Lediglich zwei Filme aus den Jahren 1975 und 1985 beschäftigen sich mit ihm sowie die deutsch-US-amerikanische Koproduktion „Luther“ von Eric Till aus dem Jahr 2003. Hier taucht der ‚Bauernkrieg‘ aber nur am Rande auf. In diversen Fernsehdokumentationen, allen voran in der ZDF-Reihe TerraX, ist er dagegen bis heute Thema. Es bleibt abzuwarten, ob das Jubiläumsjahr für weitere Dokumentationen sorgt.
Der ‚Bauernkrieg‘ dient der Legitimation der DDR. So steht er laut Staatsideologie am Anfang der „revolutionären Traditionslinie“. In diesem Zusammenhang gilt der Prediger Thomas Müntzer als Führer der „frühbürgerlichen Revolution“. Der ‚Bauernkrieg‘ und Thomas Müntzer finden sich in zahlreichen geschichtskulturellen Formaten in der DDR wieder, es gibt öffentliche Gedenkveranstaltungen, Plätze und Straßen werden nach Müntzer benannt.
Der DEFA-Film „Thomas Müntzer – ein Film deutscher Geschichte“ stilisiert Müntzer zum ideologischen Führer. Dies gilt für die Urfassung von 1956, aber auch für die anlässlich der veränderten gesamtdeutschen Situation gekürzten Fassung von 1973.
Im Film kommt Müntzer nach Allstedt, um dort die Pfarrerstelle zu bekleiden. Anders als Luther, wendet er sich den Volksmassen zu und wird ihr ideologischer Führer, um die Befreiung des gemeinen Volks nicht nur im Geistlichen, sondern auch im Weltlichen mit Gewalt durchzusetzen. Müntzer stellt sich an die Spitze der thüringischen Bauernhaufen, doch die Schlacht bei Frankenhausen endet in einer verheerenden Niederlage. Nach seiner Gefangennahme durch die Fürsten verkündet Müntzer abschließend seine sozialistische Botschaft, die ‚frühbürgerliche Revolution‘ in ganz Deutschland weiter zu verbreiten. Müntzer stirbt daraufhin durch das Schwert.
In der Bundesrepublik dagegen stehen Aspekte wie Bildung, aber auch Kommerz im Vordergrund. Die Filme zum ‚Bauernkrieg‘ fokussieren sich im Gegensatz zur DDR auf die Herrschaftsstrukturen und den aussichtslosen Kampf der Bauernhaufen.
Der von Hartmut Kaminski mit der Filmgruppe Düsseldorf realisierte 30-minütige Film „Der gerechte Krieg 1525“ von 1975 zeigt mittels Doppelprojektion zwei synchron laufende 16-mm-Filme: Bauern auf der rechten, Adel und Klerus auf der linken Seite. Diese Positionen im Splitscreen sind jedoch nicht durchgängig eingehalten und wechseln häufig.
Das Ziel Kaminskis ist es, die Hauptgründe für den Aufstand der Bauern zu zeigen. Die Dialoge basieren daher auf historischem Material. Die Deutsche Film- und Medienbewertung verlieh ihm das Prädikat Besonders wertvoll.
„Der Tod des Weißen Pferdes“ von Christian Ziewer aus dem Jahr 1985 mit Dietmar Schönherr in der Hauptrolle soll die Kinokassen klingeln lassen. Und er spielt in Franken! Der Film erzählt von einem fiktiven fränkischen Kloster, gegen dessen tyrannischen Abt sich die Bauern wehren. Dabei nimmt der Film die Sicht der Bauern ein. Gedreht wurde im Kloster Langenzenn und in Schlaifhausen. Doch trotz seiner Nominierung für die Berlinale 1985 sind die Kritiken negativ. Im Lexikon des internationalen Films heißt es: „Ein durch Schwächen von Regie und Dramaturgie irreführender Versuch, Geschichte glaubwürdig zu zitieren und für Gegenwart und prinzipielle Fragen der Menschheit transparent zu machen.“
Ziewer bessert den Film zwar nach und kann einige Schwächen mildern, dennoch floppt der Film.
Der Titel „Thomas Müntzer – Freiheitskämpfer oder Fanatiker?“ aus der ZDF-Reihe TerraX verspricht gutes Infotainment, untermalt von Reenactmentszenen und spannungsgeladener Musik. Die Dokumentation befasst sich jedoch hauptsächlich mit Müntzers Wirken in den ‚Bauernkriegen‘ sowie seiner Vorgeschichte, während die Fragestellung – ob Müntzer nun Fanatiker oder Freiheitskämpfer war – nur in wenigen Teilen des Videos anklingt.
Fast ausschließlich ist es der befragte Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, der gelegentlich auf die Frage Bezug nimmt, insbesondere in seiner letzten Aussage, als er vage Müntzer als religiösen Fanatiker deutet.
Besonders auffällig und bezeichnend für das unwissenschaftliche Vorgehen ist der Mangel an Belegen für verwendete Quellen und Literatur bei Terra X. Auch im Fazit gelingt es der Redaktion des Beitrags nicht, die Frage zufriedenstellend zu beantworten.
Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass sich Fanatismus und Freiheitskampf nicht zwangsläufig widersprechen müssen und beides als Auslöser von Müntzers Engagement betrachtet werden kann.
Hinsichtlich des Titels „Thomas Müntzer – Freiheitskämpfer oder Fanatiker?“ verbirgt sich also weniger eine wissenschaftliche Leitfrage als vielmehr ein sog. Clickbait. Darunter versteht man das – vor allem im Internet verbreitete – Phänomen, einen Medieninhalt besonders ansprechend zu präsentieren, um gute Einschaltquoten oder hohe Klickzahlen auf YouTube zu generieren. Die spannende Fragestellung, ob Müntzer nun Fanatiker oder Freiheitskämpfer war, eignet sich also besonders gut, da sie Neugier weckt und somit einen Anreiz zum Anklicken des Videos bietet.
Erinnern an den 'Bauernkrieg'
Wie wir an den ‚Bauernkrieg‘ erinnern, auf ihn blicken oder ihn gar beurteilen passiert stets aus der Gegenwart heraus. Damit unterscheidet sich unser Erinnern heute grundlegend von dem der Menschen, die 1525 Angehörige verloren haben. Ihnen verwehrt die Obrigkeit das offizielle Gedenken, auch noch Jahrzehnte danach. Zu sehr befürchtet man in und um Würzburg, es könnte zu neuen Aufständen kommen. Erst später erinnern Bildstöcke in Tauberfranken – geprägt vom christlichen Selbstverständnis – an den ‚Bauernkrieg‘ und halten das in Stein gemeißelte Trauma der Angehörigen für die Nachwelt fest. In der Moderne ändert sich das Gedenken: Der ‚Bauernkrieg‘ geht ein ins kulturelle Gedächtnis und findet Platz im öffentlichen Raum, gelenkt meist durch staatliche oder städtische Initiativen. Der ‚Bauernkrieg‘ wird somit Teil der Geschichtskultur.
Der etwa zwei Meter hohe und um 1645 errichtete Bildstock aus Marbach (Lauda-Königshofen), der am Rande des Wander- bzw. Fahrradwegs zwischen Marbach und Lauda steht, wirkt wie ein typisches Materle oder Materla. In der Mitte zu sehen ist Jesus, der das Kreuz trägt, links und rechts neigen sich zwei Engelsköpfe mit lockigen Haaren in Richtung der Christusfigur. Das Relief ist aus Kalkstein gefertigt, die Säule und der Sockel aus Sandstein.
Unterhalb der Christusfigur hingegen liegt ein an den Füßen gefesselter Mann in bäuerlicher Kleidung. Sein Mund ist geöffnet, er sieht aus, als sei er tot. Man erzählt sich, der Bildstock stünde unweit der Stelle, an der das Bauernheer nach der verlorenen Schlacht auf dem Königshofer Turmberg in Richtung Tauber geflohen ist. Dort haben sie schließlich die Truppen des Schwäbischen Bundes eingekreist und vernichtet. Allerdings steht der Bildstock seit den 1870er Jahren nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle. Was die Menschen bewog, den Bildstock mühevoll zu versetzen, und wie das Gedenken vor Jahrhunderten wohl aussah, wissen wir nicht.
Teil des modernen Erinnerns ist das Würzburger Bauernkriegsdenkmal. Es drückt, so die Künstler Rainer Krämer-Guille und Hans-Joachim Hummel, die „Kraft, Wut und Verzweiflung“ der Bauern während der Belagerung der Festung aus.
Die Idee, ein Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen im ‚Bauernkrieg‘ auf dem Marienberg zu errichten, geht zurück auf den Stadtrat Ludwig Bauer im Jahr 1986. Der Entwurf der Edelstahlplastik von Krämer-Guille und Hummel gewinnt schließlich den Wettbewerb, den die Stadt Würzburg hierzu veranstaltet hat.
Krämer-Guille beschreibt sein Werk so: „Ich habe etwas schaffen wollen, das die Menschen für sich selbst entdecken und zu dem sie einen eigenen Zugang finden können.“
Die Enthüllung des vom Künstler Rainer Krämer-Guille und Schlosser Adalbert Zimmermann gefertigten Denkmals findet am 12. Dezember 1989 auf der Bastion vor dem Neutorgraben statt. Vier massive Edelstahlplatten fügen sich zu einem aufwendig verschliffenen, glänzenden Keil zusammen. Umrankt von Wurzeln, die aus dem Boden zu wachsen scheinen, veranschaulicht die Skulptur die Energie und Dynamik der Aufständischen.
Kritiker hingegen bemängeln insbesondere den Standort des Bauernkriegsdenkmals. Ein solches Denkmal, das an die tragische Niederlage und die Opfer im ‚Bauernkrieg‘ erinnert, verdiene einen würdevollen Standort, der seine historische und symbolische Bedeutung betont. Die Platzierung im kommerziellen Umfeld der Landesgartenschau 1990 werde dieser Bedeutung nicht gerecht.
Stattdessen sollte das Denkmal an einem Ort stehen, der seine historische Bedeutung unterstreicht.
Und wie gedenken wir im Jubiläumsjahr dem ‚Bauernkrieg‘? Das Logo der Stadt Würzburg rückt den Begriff der Freiheit in den Mittelpunkt und stellt damit einen Zusammenhang her zwischen den Ereignissen um 1525 und dem aktuellen Anliegen, unsere Freiheit und Demokratie zu erhalten. Wir projizieren damit unser Verständnis der Gegenwart – verbunden mit Erwartungen an die Zukunft – auf die Ereignisse um 1525 und deuten auf diese Weise den ‚Bauernkrieg‘.
Der doppelte Bundschuh im Logo verstärkt das Anliegen. Allerdings ist es das Symbol derjenigen, die sich bereits zwischen 1493 bis 1517 gegen Unterdrückung und Leibeigenschaft einsetzen. Doch im ‚Bauernkrieg‘ geht es um mehr. Der Freiheitsbegriff im Logo reduziert damit die Ereignisse um 1525 auf diesen Begriff und lenkt damit unseren Blick auf den ‚Bauernkrieg‘.